Detonisierung eines generalisiert erhöhten Muskeltonus
"Ich bin überall verspannt."
Warum? Entweder hat jeder einzelne dieser Überall-Muskeln eine Kraftbelastung absolviert, die ihn an seine Grenzen gebracht hat (Was eher unwahrscheinlich ist.) oder eine höhere neurogene Instanz hat den Befehl ausgegeben: Allemann anspannen!
Diese Instanz ist dann oft der Sympathikus. Warum der Sympathikus so spannend feuert, kann natürlich vielerlei Gründe haben. Eins kann man aber mit Bestimmtheit sagen: Personen, die psychisch gesund, ausgeglichen und "auf grün" sind, haben mit dem Phänomen "zu hoher Grundtonus" wenig Erfahrung. Dagegen können die Burnoutler, die Rast- und Schlaflosen und auch die, für die die Regeneration im sportlichen Training nicht kurz genug sein kann, ganze wissenschaftliche Abhandlungen verfassen, wie es sich anfühlt, ständig unter Spannung zu stehen. Nacken. Kiefer. Rücken.
Unkenrufen zufolge findet man diese Spezies geballt in Lehrerzimmern, im Schwesternzimmer auf Station 4 und in der wartenden Familienkutsche vor der Kita.
Weiter oben haben wir bereits gelernt: TRE® vermag den Sympathikus runterzudimmen und dem Parasympathikus Platz zu verschaffen.
Übrigens: Zuletzt liest und hört man oft vom Vagusnerven. Er ist der Hauptnerv des parasympatischen Systems. Deshalb werden die beiden Begriffe Parasympathikus und Vagusnerv (oder Nervus vagus) hier und da synonym verwendet, was nicht korrekt ist. Aber es tut am Ende auch keinem weh. Was allerdings kritisch betrachtet werden kann, ist der Ratschlag: "Aktiviere Deinen Vagus durch ... xy!"
Wenn wir einen bildhaften Vergleich bemühen wollen, bietet sich das Auto an. Der Sympathikus ist das Gaspedal, der Parasympathikus (und somit der Vagus) ist die Bremse.
Es ist besser für das Auto, zur Geschwindigkeitsreduzierung zunächst einmal Druck vom Gaspedal zu nehmen, anstatt bei Vollgas die Bremse zu bemühen. Anders ausgedrückt: Es ist erst einmal zielführender, einen überaktiven Sympathikus zu beruhigen anstatt den Antagonisten (Parasympathikus/Vagus) zu stimulieren. Und erst dann wird bitteschön gegoogelt, was man für den Parasympathikus tun kann.
Private Anmerkung: Bei unserer Terrierdame Sammy wurden diese Parasympathikus-Skills offenbar in den Werkseinstellungen mitgeliefert: Viel schlafen, spielen, ausreichend Wasser trinken, scheinbar nutzlos rumliegen, Freude aufkommen lassen, wenn sich Kinder nähern, laaaaange Spaziergänge. Außerdem zittert sie hin und wieder. Manchmal tut sie dies ohne erkennbaren Grund, einfach so beim Faulenzen, manchmal zittert sie, wenn die Katze auf der anderen Seite unserer Terrassentürscheibe ihr den Mittelfinger zu zeigen scheint.
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