Förderung der Reparatur von strukturellen Schäden durch Sympathikusdämpfung
Egal, ob Muskelfaserriss, Kapsel-Band-Verletzung oder Bandscheibenvorfall: Unser Körper kann fast alle Schäden reparieren.
Manchmal gelingt ihm das so gut, dass das verletzte Gewebe nach ein paar Monaten die identische Funktionsfähigkeit vorweisen kann wie vor dem Moment der Traumatisierung. Hin und wieder reicht es nur für eine Defektheilung, d.h., dass eine 100%-ige Rekonstruktion und Belastungsfähigkeit nicht erreicht werden konnte.
Wenn dem Körper allerdings genügend Zeit gegeben wird, seine inneren, seit hunderttausenden von Jahren etablierten Reparaturprogramme ablaufen zu lassen, heilen viele, auch schwere Sportverletzungen komplikationsfrei aus.
Was aber, wenn man diese Abläufe stört?
Was, wenn man glaubt, lange, intensive Eisanwendungen seien das Non plus ultra?
Was, wenn sie ihr Team nicht im Stich lassen will und gleich am nächsten Samstag wieder spielt, obwohl sie noch ganz schön Schmerzen im Knie hat?
Was, wenn es für ihn alternativlos ist, die Kortisoninfiltration ins Schultergelenk beim Arzt einzufordern, weil dieser Kampf richtungsweisend sein wird?
Was, wenn der ambitionierte, aber unerfahrene Physio in der Reha Vollgas gibt, obwohl der Operateur gesagt hat, dass in den ersten 21 Tagen nach der OP nur ganz vorsichtig mobilisiert werden darf?
Und was, wenn die Trainerin, ohne es direkt auszusprechen, mit jeder Faser zum Ausdruck bringt: Stell Dich nicht so an!
Tja. Was dann?
Dann schaltet unser System auf Notstrom. Wenn es merkt, dass die Verletzung bagatellisiert und zu früh belastet wird, schaltet sie auf ein Programm um, dass ursprünglich -wie könnte es anders sein- mal wieder unser Überleben sicherte: Sympathikus lokal langfristig hochfahren - Verbluten verhindern.
Es ist physiologisch, dass die Durchblutung im Verletzungsgebiet vom Zeitpunkt der Traumatisierung an für einige Tage gedrosselt wird. Ähnliches will man im Anfangsstadium mit Kälteanwendungen unterstützen. Da bei fast allen Rissen, Zerrungen und Prellungen auch Blutgefäße einreißen, macht dies auch Sinn: Werden augenblicklich die Gefäße lokal enggestellt, ist der Blutverlust geringer. Unter diesen Bedingungen kann bereits nach wenigen Minuten an den rupturierten Gefäßenden ein Blutpropf gebildet werden, der die Blutung stillt.
Die Gefäßengstellung (diesmal allerdings nur lokal) geschieht durch eine Erhöhung der sympathischen Reflexaktivität im verletzten Gebiet.
Nach einigen Tagen fährt der Sympathikus seine Tätigkeit wieder runter und das Gewebe wird nach und nach wieder besser durchblutet, was für die nächsten Phasen der Wundheilung auch notwendig ist.
Wenn aber genau jetzt einer der oben beschriebenen Störfaktoren ins Spiel kommt (zu früh in den Wettkampf, zu aggressive Eisanwendungen u.s.w.), registriert der Sympathikus die erneute Blutungsgefahr und fährt augenblicklich wieder hoch. Gefäße eng, Durchblutung runter.
Wenn dieser Zustand über Wochen und Monate aufrechterhalten wird, können die physiologischen Phasen der Wundheilung nicht ablaufen.
Und wenn dann nach 6 Wochen Sportlers Vernunft endlich einsetzt, denkt sich der Sympathikus: Nein. Du hattest Deine Chancen. Ich gehe auf Nummer sicher und bleibe erst einmal in Alarmbereitschaft.
TRE® kann nun gemeinsam mit dem Versprechen, ab jetzt nicht mehr "auf Kortison" zu spielen oder den Schmerz weiter zu ignorieren, die erhöhte sympathische Reflexaktivität in Richtung Normaktivität "runterzittern". Erst jetzt kann eine geregelte Wundheilung stattfinden, die so lange dauert, wie sie eben nun mal dauert. (Persönliches Credo: Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht!)
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